Was ist Hochbegabung?
Schon vor hundert Jahren erkannte die Wissenschaft, dass hohe Begabung nicht zwangsläufig mit hoher Leistung gleichzusetzen ist. Vielmehr sind Begabungen das Potenzial zur Leistung, jedoch nicht die Leistung selbst. Schon damals forderten Entwicklungspsychologen, für begabte Kinder erweiterte Ausbildungsmöglichkeiten mit spezieller Förderung zu schaffen, um das angeborene Potenzial dieser Kinder auszuschöpfen. Die moderne Forschung untermauert diese Forderung.
In der aktuellen Definition von Hochbegabung spielt der Intelligenzquotient (IQ) eine wichtige Rolle. Generell wird Hochbegabung als ein IQ ≥ 130 definiert, was auf etwa zwei Prozent der Kinder einer Altersstufe zutrifft. Doch geht die Forschung davon aus, dass neben der Intelligenz als Maß für die intellektuelle Leistungsfähigkeit einer Person noch weitere innere und äußere Faktoren nötig sind, damit sich Hochbegabung Bahn brechen kann. Dazu zählen Persönlichkeitsmerkmale wie Motivation und Kreativität, aber auch Umweltfaktoren wie Familie, Schule und Altersgenossen.
Damit ist das Phänomen der Hochbegabung im Spannungsfeld von Erbe und Umwelt anzusiedeln. Gene spielen für die Entwicklung von Hochbegabung eine wichtige Rolle – ihr Einfluss auf die Intelligenz wird auf etwa 60 Prozent geschätzt –, aber erst durch ein förderndes Umfeld und Lernprozesse wird das individuelle Intelligenzpotenzial eines Menschen ausgeschöpft. Da Kinder in den ersten Lebensjahren nachweislich am leichtesten und schnellsten lernen, trägt die frühkindliche Förderung in besonderem Maße zur Entfaltung von hoher Begabung bei.